Indische Partnerorganisation zu Besuch in luxemburgischen Klima-Bündnis Gemeinden

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Indische Partnerorganisation zu Besuch in luxemburgischen Klima-Bündnis Gemeinden

Indische Partnerorganisation zu Besuch in luxemburgischen Klima-Bündnis Gemeinden

Birgit Engel, Koordination Nord/Süd Aktionen mit Süd-Partnern 24 September 2016

Seit Jahren schon unterstützen verschiedene Klima-Bündnis Gemeinden die Organisation CHINTAN aus Indien, einen langjährigen Partner der Action Solidarité Tiers Monde. Die indische Nicht­Regierungs­Organisation Chintan setzt sich seit ihrer Gründung im Jahre 1999 für nachhaltigen Konsum und ökologische und soziale Gerechtigkeit ein. Im Zentrum ihrer Arbeit steht die Problematik der Abfallentsorgung in den indischen Großstädten. Hier treffen ökologische und sozialpolitische Überlegungen aufeinander: Einerseits stellt der Abfall ein immer größer werdendes Gesundheits­ und Umweltproblem für die Städte dar, andererseits verdienen allein in der Hauptstadt Delhi etwa 200 000 Menschen durch das Sammeln, Sortieren und Recyceln von Müll ihren Lebensunterhalt. Dabei vermindern sie durch ihre Recycling­Arbeit das Abfallvolumen und den Ausstoß von Treibhausgasen, ohne jedoch für ihre gefährliche Arbeit anerkannt zu werden. Chintan arbeitet auf unterschiedliche Weise für eine Aufwertung der gesellschaftlichen Stellung der Müllverwerter sowie für eine umweltgerechte Müllentsorgung.

Vom 22.-29. September nun waren Bharati Chaturvedi, Gründerin und Direktorin der Chintan Environmental Research and Action Group, und Jai Prakash “Santu” Choudhary, Sekretär des Safai Sena Müllsammler-Verbands in Indien, zu Besuch in Luxemburg. Im Rahmen des Besuchs hatte die ein breit gefächertes Programm mit verschiedensten kommunalen und staatlichen Akteuren zusammengestellt. Gleich am ersten Tag hatten die Besucher Gelegenheit, sich in Itzig in Begleitung von Roby Leven, Schöffe von Hesperange, die Bakona-Biogasanalage sowie das Recyclingcenter anzusehen und Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu ihrer eigenen Arbeit zu diskutieren.

Am 24. September luden die Gemeinden Betzdorf und Junglinster gemeinsam mit dem  Abfallsyndikat SIGRE und dem Klima-Bündnis Lëtzebuerg zum Thema “Konsum & Recycling” auf die Deponie Muertendall nach Buchholz ein, wo die indische Delegation sich im Rahmen einer Führung durch SIGRE-Geschäftsführer Steff Schaeler und Abfallberaterin  Danièlle Frères über den Recyclingpark, das Blockheizkraftwerk und die Kläranlage informieren konnte.

Nach der offiziellen Begrüßung durch SIGRE-Präsident Joseph Johanns erläuterte Edgard Arendt, Bürgermeister von Betzdorf den Besuchern, zu denen auch Umweltministerin Carole Dieschbourg gehörte, insbesondere die Entwicklung der Recycling-Industrie in Luxemburg und wies auf die Bedeutung der Kommunen für lokalen Klimaschutz hin. Mike Hagen, Schöffe von Junglinster, dagegen verwies auf die globale Bedeutung der Problematik und die fehlende Klimagerechtigkeit. Nicht nur der Emissionshandel sondern insbesondere unser aller Konsum begünstige immer mehr die Tatsache, dass Menschen in Entwicklungsländern, die kaum finanzielle Mittel zur Anpassung an den Klimawandel hätten, immer stärker darunter zu leiden hätten, ohne selbst viel dazu beizutragen. Umweltministerin Carole Dieschbourg bestätigte, dass diese Fakten nicht nur in den internationalen, sondern auch den nationalen Klimaverhandlungen eine zentrale Rolle spielen und verkündete, dass auch Luxemburg seinen im Rahmen der letzten Weltklimakonferenz in Paris auferlegten Verpflichtungen nachkommen und das Klima-Folgeabkommen unterzeichnen werde.  Zudem betonte sie, dass Luxemburg auf der UN-Vollversammlung in New York 2015 verkündet habe, für die Klimafinanzierung bis 2020 120 Millionen Euro für Entwicklungsländer bereitzustellen. Dabei sollen 5 Millionen Euro jährlich an den Green Climate Fund gehen und der Rest an bestimmte Maßnahmen der Treibhausgas-Reduktion, der Anpassung an den Klimawandel und des Waldschutzes sowie an andere multilaterale Fonds.

Alle Besucher im SIGRE zeigten sich beeindruckt von der umfassenden Arbeit der indischen Organisation, ihrer politischen Stärke und ihrer sozialen Grundsätze. „Über die Umsetzung sozialer Gerechtigkeit im informellen Sektor wird hier wesentlich mehr für Menschen und Klimaschutz erreicht als mit Maßnahmen des Emissionshandels“ resümierte Bharati Chaturvedi die Diskussion in ihrer Präsentation. Sie hielt unserem konsumorientierten Lebensstil den Spiegel vor und empfahl uns „Buy on thing less and share one thing more“.

Hervorzuheben ist auch ein Sensibilisierungsprojekt der Betzdorfer Pfadfinder, die mit Recyclingmaterialien, die auf der Deponie Muertendall abgegeben wurden, im Rahmen des Sensibilisierungstages eine Behausung gebaut haben, wie sie üblicherweise im informellen Sektor der Müllsammler in Indien zu finden ist.

Die indische Delegation traf einige Tage später in der Grundschule von Koerich auch interessierte Schüler des Cycle 4 und beantwortete ihnen zahlreiche Fragen zum Thema Recycling, aber auch zum Alltag indischer Kinder und zum Land allgemein. Verschiedene Klassen hatten kurze Präsentationen vorbereitet, wie sie selbst in ihrem Alltag Müll recyceln und Ressourcen sparen. Diese Wissen können sie in den kommenden Wochen an jüngere Schüler weitergeben und so erste eigene Schritte zum Klimaschutz unternehmen. Auch die Grundschule von Schuttrange konnte von der Anwesenheit der indischen Gäste profitieren: In Anwesenheit des Schöffen Jean-Paul Jost hatten auch hier die Kinder des Cycle 4 die Gelegenheit, im Anschluss an einen Film über die Müllsammler Fragen zu stellen und mitbden Gästen zu diskutieren.

Im Rahmen der Assises de la Coopération hatten die Vertreter von CHINTAN die Möglichkeit, konkrete Vorschläge zu unterbreiten. Ihr Appell stellte insbesondere die Menschenrechte in den Mittelpunkt: Würdige Arbeits- und Lebensbedingungen – wie beispielsweise der Zugang zu sauberem Wasser – gehörten zu den Grundrechten eines jeden Menschen, nicht nur zu den Rechten einer privilegierten Minderheit. Die Armen der Welt seien nicht immer in den Zielländern der Entwicklungspolitik zu finden. Hier herrsche oftmals die Ansicht, dass Schwellenländer wie die BRIC-Staaten den Sprung zur Industrialisierung geschafft haben und das Land daher keine Unterstützung mehr benötige. Nur sagten diese Daten leider nichts über die Verteilung und den Zugang zu Ressourcen innerhalb des Landes aus.

Während des Besuchs der indischen Partnerorganisation hat ASTM-Mitarbeiter Dietmar Mirkes ein Interview gegeben, in dem er auf die verschiedenen Veranstaltungen eingeht, an denen die Besucher ebenfalls aktiv teilgenommen haben: https://www.100komma7.lu/article/aktualiteit/ongen-enner-drock

Eine Broschüre zum Besuch der indischen Delegation in Luxemburg und ihrrer Arbeitsschwerpunkte findet sich unter:  http://astm.lu/wp-content/uploads/2016/09/Chintan-in-Luxemburg_web.pdf

Flyer Infotag Chintan

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