Diskussionen können manchmal ziemlich mühsam sein. Wahrscheinlich kennen Sie solche Situationen. Ihr Gegenüber wirft mit Vorurteilen um sich, diskutiert aggressiv und lässt Sie kaum zu Wort kommen. Oftmals geht es dabei auch um Klimathemen. Das macht nicht unbedingt Spaß.
Im Buch „Politik wagen – ein Argumentationstraining“ wird aufgezeigt, was Stammtischparolen sind: „Dabei handelt es sich um aggressive, zugespitzte, vereinfachende Schwarz-Weiß-Malereien, die die Welt in „richtig“ und „falsch“ einteilen. Stammtischparolen vereinfachen das Leben, sie strukturieren die komplizierte Welt, vermitteln das gute Gefühl, auf der richtigen Seite zu stehen und klären die Schuldfrage. Sie geben also Sicherheit.“ Nachfolgend Tipps aus diesem Buch.
„Der erste Schritt, um Stammtischparolen entgegenzutreten, ist auch gleich der schwierigste: Man muss selbst den Mut aufbringen, überhaupt zu reagieren. Es gibt eine weit verbreitete „Angst vor dem Statement“. Manche glauben, die Äußerung der eigenen Meinung sei nur gerechtfertigt, wenn sie auf einem Maximum an Kenntnis, Problembewusstsein und Analysefähigkeit basiert. Und diesem Anspruch wird kaum einer gerecht. Doch was ist eigentlich dagegen zu sagen, Statements nicht als unverrückbare Position sondern als interessierte, suchende und nach Verstehen strebende Äußerung zu betrachten? Der, der die Stammtischparolen von sich gegeben hat, hat zwar keine Angst vor dem Statement, möglicherweise aber Angst davor, dass ihm widersprochen wird.“
Nicht besserwisserisch auftreten, sondern zum gemeinsamen Denken einladen. Wichtig ist eine wertschätzende, empathische Haltung. Ihr Gegenüber muss sich angenommen und verstanden fühlen. Menschen, die sich unter Druck gesetzt fühlen, geraten dagegen in Stress. Adrenalin wird ausgeschüttet, die Herzschlagrate erhöht sich, die Schweißbildung wird verstärkt, die Pupillen erweitern sich und die Bronchien dehnen sich aus. Die Kommunikationstrainerin Petra Korte bezeichnet dies als „Grizzly-Programm“: Innerhalb von Sekundenbruchteilen wird dieses als Reaktion unseres Körpers auf eine Bedrohung aktiviert, eben beispielsweise, wenn uns im Wald ein Grizzly-Bär gegenübertritt. Unvermittelt schaltet unser Körper in den Flucht- und Verteidigungsmodus. Eine zentrale Voraussetzung zum Überleben. Wenn wichtige Interessen von uns verletzt werden, reagieren wir auch in nicht lebensbedrohlichen Situationen so. Die Folgen: die Wahrnehmung wird einseitiger, polarisierender und pauschaler, die Gefühle dem anderen gegenüber werden einseitig negativ, das Ziel, sich durchzusetzen, dominiert alles andere.
Wenn der Andere (oder man selbst) in diesem Modus ist, brauchen wir gar nicht erst den Versuch zu unternehmen, ein sachliches Gespräch zu führen. Halten Sie sich in solchen Fällen an die Fünf-Minuten-Regel. Diese besagt, dass wir dem Anderen fünf Minuten Zeit geben sollten, seine Frustration zu äußern und mehr noch, dass wir fünf Minuten wirklich zuhören und auch versuchen, seine Frustration zu verstehen.
Vom Verstehen zum Verstanden werden.
Das Leben wäre wesentlich einfacher, wenn unser Gegenüber immer das verstehen würde, was wir meinen. Dem ist aber oftmals nichts so. Vielmehr ist das Missverstehen der Normalfall. Erst durch explizites Feedback können wir dem Anderen mitteilen, was wir verstanden haben, was Voraussetzung dafür ist, um Missverständnisse auszuräumen.
Wichtig ist eine Haltung, die den Respekt vor dem Anderen nicht als Inszenierung versteht, sondern die den Anderen wirklich wertschätzt. Ein guter Ansatz ist das sogenannte Harvard-Konzept der Verhandlungsführung. Konkret schlagen die Entwickler dieses Konzepts vor, dass man hart in der Sache und weich zu den Menschen sein soll. „Weich zu den Menschen“ bedeutet dabei, sich für die Position, die Interessen und die Argumente des Anderen zu interessieren, sich auf diesen einzulassen und wirklich verstehen zu wollen, was er meint. Und „hart in der Sache“ bedeutet dann, mit der gleichen Konsequenz auch einzufordern, dass man den Raum bekommt, sich selbst verständlich zu machen. Dieser Ansatz wird auch als „Aktives Zuhören“ bezeichnet.
Präzisierungsfragen sollen dazu dienen, den Anderen besser zu verstehen, sie sind nicht einfach mit „Ja“ oder „Nein“ zu beantworten. Hilfreich können sogenannten Weichmacher sein:
„Ich bin neugierig, warum Du das so siehst?“
„Ich bin mir nicht ganz sicher, wie ich es verstehen soll, wenn Du sagst: … Was genau meinst du damit?“
„Ich überlege mir gerade, was genau findest du so schlimm an …?“
Bringen Sie neue Perspektiven ein.
Eine Möglichkeit, gegen Stammtischparolen zu argumentieren, ist es, die jeweilige Äußerung aufzugreifen und zu überlegen, welche Konsequenz es hätte, wenn die geäußerte Kritik ernst genommen würde.
Stopp! – Wenn man sich distanzieren sollte und wie man das hinbekommt.
Und doch, bei allem Verständnis, es gibt Äußerungen, denen man nicht nur widersprechen möchte, sondern denen man explizit keinen Raum geben will. Präzisierungsfragen wären hier beispielsweise unangebracht. Gehen Sie in drei Schritten vor:
- Ich wiederhole, was der andere mir gesagt hat, in eigenen Worten, und gebe ihm damit die Gelegenheit der Klarstellung.
- Ich sage meinem Gegenüber, welche Gefühle die Äußerung bei mir auslöst. Ich konfrontiere ihn mit meiner eigenen Position: „Mich ärgert es, …“
- Ich distanziere mich von den Äußerungen und sage, was ich mir stattdessen wünsche.