In Bonn hat Mitte Juni die Klima-Zwischenkonferenz stattgefunden, die der Vorbereitung der COP29 im November dient. Dabei ging es vor allem um … Geld. Die Länder des globalen Südens brauchen mehr finanzielle Unterstützung für Klimapolitik, darüber besteht grundsätzlich Einigkeit: Bei der COP29 steht die Einigung auf ein neues Finanzierungsziel (New collective quantified goal, NCQG) auf der Tagesordnung.
Friss oder stirb!
Doch die Diskussion in Bonn war kompliziert, denn die Industrieländer möchten eine Diskussion führen darüber, ob Schwellenländern wie China, Indien oder Brasilien noch Unterstützung benötigen oder selber für die ärmeren Länder einzahlen müssten. Die Frage leuchtet ein, wird aber auch dazu missbraucht, von der historischen Verantwortung der Industrieländer abzulenken: Diese konnten viele Jahrzehnte lang ungebremst CO2 emittieren und ihren Wohlstand darauf gründen.
In Bonn hat diese Diskussion die Verhandlungen über das NCQG an sich blockiert. Es ist zu befürchten, dass in Baku den Ländern des Südens ein ungünstiger Finazierungskompromiss aufgezwungen wird, indem kurz vor Verhandlungsschluss ein „Friss oder stirb“-Angebot gemacht wird. Das wäre nicht nur unfair, sondern auch unklug, wie der Experte Jan Kowalzig im Interview mit Klimareporter.de erläutert: „Die notwendige Finanzierung ist nicht davon abhängig, was die Industrieländer bereit sind zu geben, sondern was die ärmsten Länder brauchen, um mit der Klimakrise umzugehen.“
Von Milliarden zu Billionen
Schätzungen zum Finanzierungsbedarf gehen von mehreren Billionen Dollar jährlich aus, viel mehr also als die derzeit im Green Climate Fund gesammelten 100 Milliarden Dollar. Das sind keine „Unsummen“, schließlich kommt eine Berechnung der historischen Klimaschuld des Nordens auf 170 Billionen insgesamt. Für Luxemburg schätzt die ASTM, dass zur Abzahlung der Klimaschuld etwa 325 Millionen Euro jährlich fällig wären – ein Vielfaches dessen, was derzeit aufgebracht wird.
Nicht zu vergessen: Was in Luxemburg seit wenigen Jahren für Erschrecken sorgt, verstärkte Überschwemmungen und Dürren vor Ort, belastet den globalen Süden seit Längerem. Vor allem sind die Auswirkungen viel gravierender, weil das Geld für Infrastrukturen und soziale Anpassungsmaßnahmen fehlt. Ein Umstand, der zur Einsetzung des Katastrophen-Reservefonds des Klima-Bündnisses geführt hat, der Linderung, aber keine Abhilfe schaffen kann.
Das alles sollte uns nicht entmutigen, umso weniger als eine weltweite Umfrage gezeigt hat, dass sich eine große Mehrheit der Bevölkerung für Klimaschutz, auch in internationaler Zusammenarbeit, ausspricht. Es liegt also nicht daran, dass „die Leute nicht wollen“, wenn keine umfassenden Maßnahmen zum gerechten Klimaschutz getroffen werden…