Developing EUROPE – Versorgungssicherheit vor Ort stärken

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Klima-Bündnis Lëtzebuerg Aus der Praxis 27 April 2015

Internationale Jahreskonferenz und Mitgliederversammlung des Klima-Bündnis / 22. – 25. April 2015 in Dresden.

 

1990 – 2015: 25 Jahre Klima-Bündnis, das ist ein schöner Erfolg. Die sächsische Hauptstadt Dresden lieferte einen passenden Rahmen für diese Jahreskonferenz, die zugleich auch ein wenig Geburtstagsfeier war, mit vielen Gästen die das kommunale Netzwerk in den letzten 25 Jahren geprägt haben. Zentrales Thema der Konferenz war die Rolle der Städte und Gemeinden, die sich um die eigene Energieversorgung und damit um Energiesicherheit kümmern.

 

Dabei in Dresden war auch eine recht starke Delegation von Vertretern Luxemburger Gemeinden. Nach einer, für manchen – bedingt durch den Bahnstreik in Deutschland – doch recht abenteuerlichen Anreise, kamen noch alle pünktlich zum Auftakt in Dresden an.

In unterschiedlichen Foren und Podiumsdiskussionen ging es an den folgenden 2 Tagen um die Rolle der Gemeinden in der Versorgungssicherheit. Daran teil nahmen aus Luxemburg Camille Gira, Staatssekretär im MDDI sowie Fernand Schiltz, Bürgermeister von Contern und Mitglied im Vorstand des internationalen Klima-Bündnis.

 

Eigentlich waren sich alle schnell einig: Indem die Gemeinden ihre Energieversorgung vor Ort in die Hand nehmen, und so weit wie möglich mit erneuerbaren und regionalen Quellen abdecken, leisten sie nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz sondern auch zur regionalen Wertschöpfung und eben zur Versorgungssicherheit. Dass das großen Energiekonzernen nicht gefällt braucht nicht zu verwundern. Die Vielzahl an regionalen Energieproduzenten und Netzbetreibern hat ihre Vormachtstellung in vielen Ländern geschwächt und Renditen geschmälert. Dass die gleichen Konzerne sich in der Vergangenheit auch wie Dinosaurier benommen haben, indem sie eben nicht auf erneuerbare Energien, sondern weiter auf Öl, Atom oder Kohle bauten – alles Energieträger die von weither vorwiegend aus sensiblen Ökosystemen und teilweise aus politisch unsicheren Regionen importiert werden müssen – kommt erschwerend hinzu. Aus verschiedenen Vorträgen wurde erneut bestätigt, dass viele Länder, darunter Deutschland, die Kraft-Wärme-Kopplung – im Gegensatz zu Luxemburg – als wichtigstes Element betrachten um die Energieeffizienz zu steigern und die dezentrale Energieproduktion zu stärken.

 

Der Aufruf der Jahreskonferenz an die Klima-Bündnis Gemeinden war eindeutig: Ja zur regionalen, dezentralisierten Energieproduktion und Verteilung. Denn ohne die Gemeinden und Städte, ohne die lokale und regionale Ebene unter Einbeziehung der Bürger und Bürgerinnen wird die dringend notwendige Energiewende kein Erfolg werden.

 

Weitere wichtige Themen im Laufe der Konferenz waren die Weiterentwicklung des Klima-Bündnis Netzwerkes nach Osteuropa (viele interessierte Zuhörer aus Rumänien, Ungarn oder der Ukraine waren anwesend), u.a. mittels der EU-Initiative „Konvent der Bürgermeister“ sowie die Rolle der lokalen und regionalen Ebenen im Rahmen einer internationalen Klimaschutzvereinbarung, wie sie für Paris im Dezember angestrebt wird. So wichtig solch ein Abkommen im Kampf gegen den Klimawandel sein wird: nur darauf zu vertrauen können wir uns nicht leisten. Die lokalen Akteure werden weiterhin gefordert sein.

 

Ein weiteres Highlight war wie immer die Vorstellung von kommunalen Best-Practice Beispielen in Sachen Klimaschutz und Solidarität. Die Gemeinde Sanem stellte hier das Projekt „Eis Epicerie“ vor, welches beispielhaft die sozialen und ökologischen Herausforderungen bei Herstellung und Verkauf von Nahrungsmitteln und Haushaltswaren angeht. So wird im Juni wieder ein richtiger „Tante Emma-Laden“ in Zolwer entstehen, der zugleich Begegnungsstätte für Einwohner, Ausbildungsplatz für junge Arbeitslose und Verkaufsstätte für regionale, fair gehandelte und biologische Produkte sein wird. Offizieller Auftakt hierfür ist der 6. Juni, verbunden mit einem großen Quartiersfest!

 

Zum Abschluss der Jahreskonferenz gab es verschiedene Besichtigungsangebote, so konnte z.B. die Gartenstadt Hellerau, die erste deutsche Gartenstadt am Rande von Dresden, besichtigt werden. Eine Siedlung die, obwohl vom Anfang des 20. Jahrhunderts, immer noch als Vorbild für nachhaltige Stadtentwicklung dienen kann.

 

Reaktionen der luxemburgischen Teilnehmer – Wie fanden Sie die internationale Jahreskonferenz 2015 in Dresden? Hat es sich gelohnt hinzufahren? Was nehmen sie mit zurück als Anregung für die eigene Arbeit in der Gemeinde?

 

Fernand Schiltz, Bürgermeister Contern: Es tut gut unter so vielen gleichgesinnten Menschen zu sein und beflügelt einen bei zukünftigen Projekten in der eigenen Gemeinde. Die Vorstellung innovativer Projekte und die Miteinbindung der indigenen Bevölkerung – wo das Klimabündnis weltweit eine Vorreiterrolle spielt – sind für mich persönlich die wichtigsten Eckpfeiler einer insgesamt gut organisierten Jahresversammlung.”

 

Myriam Cecchetti, Schöffin Sanem: “Heute nicht an das Prinzip der Kreislaufwirtschaft zu glauben wäre dem gleich zu setzen, als hätte mam vor über 20 Jahren nicht ans Internet geglaubt.”

 

Georges Liesch, Schöffe Differdingen: Als Schöffe besteht die tägliche Arbeit zum größten Teil in der Planung und Umsetzung konkreter Projekte, Personalbelangen usw. Die Zeit für freie Gedanken und fachliche Diskussionen kommt dabei oft viel zu kurz. Die Beteiligung an der Klimakonferenz hat mir genau diese Zeit und den nötigen Rahmen gegeben. Der Austausch mit internationalen Kollegen ermöglicht mir über den eigenen Tellerrand zu schauen.”

 

Guy Spanier, Umweltberater Schifflingen: „Nul n’est prophète dans son propre camp – In der kommunalen Verwaltung sind die im Umwelt- und Klimabereich tätigen Akteure Exoten die mit ihren „verrückten“ Ideen eingefahrene Abläufe und Gedankengänge grundsätzlich hinterfragen. Oft steht man alleine im Wind und muss die Segel setzen, währendem andere krampfhaft versuchen das Schiff an Land festzutäuen. Eine Klimabündnisgeneralversammlung ist das Treffen wo man Kraft tanken kann, weil man erkennt, dass viele solcher Exoten in ganz vielen Gemeinden und Städten interessante Initiativen und Projekte mit Erfolg initiiert und durchgeführt haben. Man geht gestärkt zurück in seine Kommune mit neuen Ideen, mit der Erkenntnis dass es sich lohnt seinen Weg weiter zu gehen und mit der Hoffnung dass es irgendwann selbstverständlich wird Umwelt- und Klimaschutz bei kommunalen Entscheidungen in die Überlegungen mit einzubeziehen.“ 

 

David Hengen, Umweltberater Sanem: „Die Einwände der Vertreter der indigenen Völker haben aufgezeigt, dass sich unsere lokalen Bestrebungen primär auf eine schnellstmögliche Abkehr von fossilen Energiequellen fokussieren müssen. Ganz im Sinne der globalen Verantwortung.“

 

Estelle Rotondano, Umweltberaterin Mondercange: „Ich freue mich und bin dankbar, dass ich mit meinen Kollegen zur internationalen Jahreskonferenz nach Dresden gefahren bin. Jetzt bin ich überzeugter denn je: Wir müssen jede kleine Chance nutzen – und sei sie auch noch so klein – um das Ruder herumzureißen und das Klima und die tropischen Regenwälder noch mehr zu schützen.“

 

Patrice Bamberg, Umweltamt Sanem: „Die Berichterstattung der Vertreter der indigenen Völker hat uns gezeigt, dass wir noch sehr weit davon entfernt sind unsere angeblich „entwickelte“ Lebensweise den globalen Umwelt- und Klimaproblemen anzupassen.“

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