Klima-Bündnis-Studienreise nach Peru

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Klima-Bündnis-Studienreise nach Peru

Klima-Bündnis Lëtzebuerg Aktionen mit Süd-Partnern 14 Juli 2014

Im Rahmen des EU-Projektes „From Overconsumption to Solidarity“ besuchte vom 14.-25. Juni 2014 eine internationale Delegation mit 13 Teilnehmern aus Luxemburg, Deutschland, Österreich, Dänemark, Grönland, Tschechien, der Slovakei, Ungarn und Brasilien Peru. Die beiden Luxemburger Vertreter waren Christian Mohr aus Ettelbrück und Gérard Schoos aus Weiler-la-Tour, die Präsidenten der Umweltkommissionen ihrer Gemeinde. Roger Martinez-Dolz von der Nord-Süd-Koordination des Klima-Bündnis Lëtzebuerg und Silke Lunnebach vom Internationalen Klima-Bündnis organisierten und leiteten die Reise. Ziel war es, dass sich die Teilnehmer vor Ort im Andenhochland und im Amazonastiefland mit eigenen Augen ein Bild von den Folgen unseres Konsums an Rohstoffen machen konnten. „Türöffner“ vor Ort waren FEDEPAZ, eine ONG von Anwälten, die Anwohnern von Minenprojekten juristisch Beistand leistet und Partner der ASTM ist, sowie FORMABIAP, die Organisation der Indigenen in der Amazonasprovinz um Iquitos, Partner des Internationalen Klima-Bündnis.

Goldabbau im Andenhochland

Erste Station war die Region von Cajamarca im nördlichen Andenhochland. Hier liegt Yanacocha, die zweitgrößte Goldmine der Welt im Tagebau; sie ist im Besitz von MNC Newmont.

 

Angesichts der gewaltigen Dimension des Tagebaus und zum Schutz der Wasservorräte, der Biodiversität und der Gesundheit der Anwohner leistet eine starke Bürgerbewegung friedlich Widerstand gegen die Rechtsverstöße der Bergbaufirma beim Abbau und auch der Regierung Perus, denn diese kümmert sich trotz geringer positiven Effekte der Mine in der Region mehr um die Interessen der ausländischen Investoren als der einheimischen Bevölkerung.

Um ein breites Spektrum der Meinungen zum Bergbau zu erfahren, traf die Delegation in Cajamarca und Celendin Vertreter der Zivilgesellschaft, der privaten Wirtschaft, der Regionalverwaltung und Kommunen. Kaum zu ertragen waren die Berichte einiger Opfer des von der Mine vergifteten Wassers und brutaler Repression durch die Polizei, bei der im Jahr 2012 fünf Demonstranten durch Polizeikugeln starben.

Die einzige Organisation in der Region, die trotz mehrmaliger Gesuche auf verschiedenen Kanälen ein Treffen mit der Delegation ablehnte, war die Newmont Mining Company. Umsoweniger ist nachzuvollziehen, warum der Luxemburger Fonds de Compensation nach wie vor Anteile an Newmont hält. Hier drängt sich die Frage auf, ob unsere Renten auf Renditen aus Projekten, die anderswo die Gesundheit von Menschen zerstören, angewiesen sind.

Im Regenwald Amazoniens

Aus den Höhen von fast 4000 m ging es dann hinab in die schwülwarme Amazonas-Provinz Loreto. Hier standen die Begegnung mit Indigenen und ihrem „Way of life“ mit seinem Respekt vor der Mitwelt, aber auch die Auswirkungen von vier Jahrzehnten Ölförderung im Mittelpunkt. Die Gruppe besuchte das „Fortbildungszentrum für indigene zweisprachliche Lehrer“ der FORMABIAP, wo indigene Gemeinschaften durch ein angepaßtes und staatlich anerkanntes Ausbildungsprogramm versuchen, ihre Kultur und Tradition mit ihrem respektvollen Umgang mit dem amazonischen Regenwald zu bewahren.

Beim Besuch des Indigenendorfes „2 de Mayo“ am Rio Marañon erfuhren die Teilnehmer, wie sich das letzte Ölleck auf die Wasserqualität und die Fischbestände, die ihre wichtigste Nahrungsgrundlage darstellen, auswirkte. Und auch in Iquitos, der Provinzhauptstadt, trafen sie auf indigene Gemeindesprecher aus allen Teilen des peruanischen Amazonasgebietes, die dort auf dem Hauptplatz zwei Wochen lang ein Protestcamp gegen die Ölverschmutzungen durch die argentinische Ölfirma Petroplus und Petrochina sowie die nicht erfüllten Versprechen von Präsident Humala eingerichtet hatten.

Ressourcenabbau, Wachstum und Armut

In beiden Fällen – dem Goldabbau in den Anden und der Ölförderung im Amazonastiefland – fanden die Teilnehmer ein Defizit an vorheriger Information der lokalen Bevölkerung, an Respekt vor Grundrechten und an Interesse zum Dialog mit ihr. Die Anwohner werden einfach ignoriert oder unterdrückt, wenn es für das „Wirtschaftswachstum“ nötig erscheint, obwohl es dort nur wenige Investionen in die lokale Gesellschaft und kaum Wachstum in der Beschäftigungsraten gibt. Ein besonderes krasses Beispiel bietet die „Gold“region Cajamarca, die Anfang der 90er Jahre die drittärmste Region Perus war und jetzt, nach 20 Jahren Bergbau, zur ärmsten Region des Landes avanciert ist mit der höchsten Analphabetenrate und Sterberate von Müttern und Kindern – dies in einem angehenden „Schwellenland“ mit einer jährlichen Wachstumsrate von 5% im vergangenen Jahrzehnt, wovon aber nur sehr wenig bei der ländlichen Bevölkerung angekommen ist.

Zurück in Lima

Zum Abschluss der Studienreise erfuhr die Delegation in Lima in einem Gespräch von der Nationalen Koordination der Menschenrechtsorganisationen mehr über die in Peru gängige Kriminalisierung von Bauern- und Indigenengruppen, die sich gegen die Rechtsmissbräuche von Minengesellschaften und des Staates selbst wehren, und wie Gesetze geändert wurden, um polizeiliche Unterdrückung und Missachtung von Menschenrechten zu ermöglichen. Sehr aufschlussreich war auch das Treffen mit der Vize-Bürgermeisterin dieser rasch wachsenden 10-Millionen-Metropole, die ihre Initiativen zur Mobilität, Wiederaufforstung, CO2-Reduktion und Wiederbelebung öffentlicher Grünräume in Zusammenarbeit mit Bürgerinitiativen darstellte.

Zuletzt gab es noch ein Treffen mit der AIDESEP, dem nationalen Verband der Indigenen der Amazonasregion, über die Folgen des Klimawandels in Peru und ihre Vorbereitungen zum Klimagipfel im Dezember in Lima.

Zurück in Europa

Die 13 Teilnehmer der Studienreise werden in den nächsten Monaten in ihren Ländern und Wirkungsbereichen ihre Erfahrungen aus Peru als Multiplikatoren über die Presse, mit Vorträgen und Diskussionsrunden weitergeben, um hier bei uns das Bewußtsein über die Folgen unseres Importes von Rohstoffen und unseres nicht-nachhaltigen Konsummodells zu erweitern. Christian Mohr und Gérard Schoos werden auf der Plénière im November über die Reise berichten und stehen gerne im Rahmen ihrer zeitlichen Möglichkeiten für Vorträge in Klima-Bündnis-Gemeinden zur Verfügung.

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