Der luxemburgische Gebäudesektor hat in den die nationalen Treibhausgasreduktionsziele seit Inkrafttreten des luxemburgischen Klimaschutzgesetzes (PNEC) jedes Jahr deutlich verfehlt und lediglich im Jahr 2022 wurde das gesetzte Ziel sehr knapp erreicht (-0,1 % unter dem geplanten Absenkungspfad). Im darauffolgenden Jahr konnten diese wiederum nicht erreicht werden.
Eine gesteigerte Nutzung erneuerbarer Energien, Umstellung des Heizsystems, aber vor allem die Energieeinsparung durch energetische Sanierung sind daher essenziell für die Dekarbonisierung des Gebäudesektors. Dabei fällt vor allem die niedrige Renovierungsrate in Luxemburg ins Auge, die derzeit zwischen 0,7-1 % liegt und zum Erreichen der nationalen Ziele, wie sie im Nationalen Klima- und Energieplan festgelegt sind, verdreifacht werden müsste. Um dieses Ziel zu erreichen, erfordert es also eine deutlich breitere Mobilisierung der Bevölkerung zur Umsetzung von Renovationsmaßnahmen und verstärkte Sensibilisierungaktionen in den Gemeinden.
Dieser Herausforderung stellte sich die Gemeinde Strassen im Mai 2023 und startete im Mai 2023, mit der Unterstützung des Klima-Bündnis Luxemburgs, als erste Gemeinde in Luxemburg das Projekt der Energiekarawane. Nachdem Mitglieder des Strassener Klimateams innerhalb eines definierten Wohnviertels während acht Wochen von Haus zu Haus zogen um den Bürgern den kostenlosen Energieberatungservice der Klima-Agence aktiv anzubieten, konnten 22 % der Bürger:innen aus diesem Viertel dazu motiviert werden eine Basisberatung durch den Energieberater der Klima-Agence in Anspruch zu nehmen.
Ein Jahr später wurden die teilnehmenden Haushalte nun erneut durch die Gemeinde kontaktiert um mittels eines kurzen Fragebogens zu ermitteln ob Maßnahmen aus der Energieberatung auch effektiv umgesetzt wurden. Von den 22 verschickten Fragebögen wurde knapp die Hälfte ausgefüllt und zurückgeschickt.
42 % der Haushalte, die in den Genuss der Energieberatungen kamen, gaben an, dass sie seitdem entweder eine Maßnahme umgesetzt haben oder zumindest planen dies in naher Zukunft zu tun. Bezogen auf die Gesamtzahl der kontaktierten Haushalte des Viertels stellt dies eine Umsetzungsquote von 9 % dar.
Haushalte im Wohnviertel | Beratungen im Zuge der Energiekarawane | Haushalte mit mind. einer umgesetzten Maßnahmen | Zustimmung: “Die Energiekarawane hat mich motiviert diese Maßnahmen umzusetzen.“ |
115 |
24 | 10 |
6 |
Die bei weitem am häufigsten umgesetzte Maßnahme war die Installation einer Photovoltaikanlage auf dem eigenen Hausdach. Dies gaben sechs von zehn teilnehmenden Haushalten an. In zwei Fällen wurde dies gleichzeitig mit dem Einbau einer Wärmepumpe kombiniert. Etwas seltener wurden energetische Isolierungsmaßnahmen umgesetzt, was sicherlich auch auf den oftmals größeren Umfang dieser Projekte zurückzuführen ist. Bezogen auf das gesamte Wohnviertel wurde hier eine Umsetzungsquote von 1,7 % erreicht, was zwar ebenfalls noch nicht die Größenordnung des angestrebten nationalen PNEC-Ziels entspricht, jedoch einen besseren Wert darstellt als der nationale Durchschnitt.
Umgesetzte Maßnahme: | Isolierung Fassade | Isolierung Dach | Fenster-austausch | Photovoltaik-anlage | Solarthermie-anlage | Wärme-pumpe | Andere |
1 | 2 | 2 | 6 | 2 | 2 | 1 |
Etwas mehr als die Hälfte der Bürger:innen die eine Maßnahme umsetzen wollen, gaben an, dass die Energiekarawane ihnen den nötigen Anschub gegeben hat um die Umsetzung jetzt konkret in Betracht zu ziehen. Dies zeigt, dass die Energiekarawane ein interessantes Instrument sein kann, Haushalte aktiv zu motivieren um Sanierungsprojekte von der Theorie in die Tat umzusetzen.
Unter den Haushalten welche angaben, Maßnahmen umsetzen zu wollen, gaben außerdem zwei von zehn Personen an, dass ihnen das kostenlose Beratungsangebot der Klima-Agence bis dahin unbekannt war.
Existierendes Beratungsangebot in der Gemeinde bekannt? | Beratungsangebot bekannt | Beratungsangebot nicht bekannt | Keine Angabe |
7 | 2 | 1 |
Dank der Energiekarawane ist es der Gemeinde Strassen somit gelungen, über eine direkte Ansprache der Bürger:innen den Informationszugang in Bezug auf die energetische Sanierung von Bestandsgebäuden zu vereinfachen, das bestehende nationale Energieberatungsangebot in der Gemeinde bekannter zu machen und Haushalte konkret zur Umsetzung klimaschutzrelevanter Bau- und Energiemaßnahmen zu motivieren.