Klima-Bündnis-Studienreise nach Amazonien

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Klima-Bündnis-Studienreise nach Amazonien

Dietmar Mirkes, ASTM/Klima-Bündnis Lëtzebuerg Aus der Praxis 7 April 2017

Eine Gruppe von 14 Personen – Verantwortliche aus den Umweltdiensten der Mitgliedsgemeinden, aus der Cellule de Coordination des Klima-Bündnis und engagierte Mitbürger sowie ein Kamerateam von RTL – bereiste vom 3. bis 12. März 2017 die Amazonasregion von Ecuador.

Der ecuadorianische Anthropologe Victor Lopez von der NGO Pro-Ideas führte uns zunächst auf einem Spaziergang durch die Altstadt Quitos in das politische und gesellschaftliche System Ecuadors ein; Esperanza Martinez von Accion Ecologica schärfte unser Verständnis für die Auswirkungen einer Wirtschaft, die auf der Ausbeutung von Rohstoffen für den Export beruht.

© Klima-Bündnis/Romain Becker

Dann ging’s mit TAME, einer ecuadorianischen Airline, hinunter ins Erdölgebiet in Amazonien. Ermel Chavez von der Frente de Defensa de la Amazonia konfrontierte uns – gemeinsam mit Anwohnern – mit den erschreckenden Auswirkungen der rücksichtslosen Ölförderung durch Texaco auf die Gesundheit der Menschen und ihrer aussichtlosen Lage, in kontaminierten Gebiet zu leben. Viele Teilnehmer zeigten sich schockiert darüber, wie es möglich sein kann, das der größte Ölkonzern der Welt – ChevronTexaco – bis dato trotz aller Gerichtsurteile keinen einzigen Cent zur Sanierung der verseuchten Gewässer und Böden bezahlt hat.

Damit waren die wesentlichen Eckpunkte abgesteckt, um die Lebenssituation der Kichwa-Gemeinde Sarayaku und das Damokles-Schwert der drohenden Öl- und Ressourcenförderung, das über ihnen schwebt (gegen das sie sich bisher aber erfolgreich abschirmen konnten), besser einordnen zu können:

© Klima-Bündnis/Cathy Kaes

Dorthin gelangten wir in dreistündiger Kanufahrt durch tropische Regengüsse. In den drei Tagen mitten unter den Kichwas und mitten im Amazonasregenwald erlebten wir Menschen, die unter völlig anderen Bedingungen als wir leben und einen sehr ausgeglichenen und zufriedenen Eindruck auf uns machten. Wir stiefelten auf den “Berg der Affen” hinauf, wo uns Gerardo Gualinga, unser Führer während der drei Tage, erklärte, was eine “Chakra” ist (nämlich ein Waldgarten, der die Basis der Ernährungssouveränität dieser Waldbauern darstellt), und wie sie solche Chakras als “Lebende Grenze”, d.h als beschützenden Ring um ihr Territorium anlegen. Dazu kamen ausgiebige Gespräche, wie sie sich selbst und ihr Territorium verwalten, die Situation ihrer Schulen, ihre Kenntnisse aller möglichen Heilmittel aus dem Wald.

© Klima-Bündnis/Luc Bertemes

Ein Ausflug führte uns schließlich zum Uchuputu Ruya, dem heiligen Baum, einem gewaltigen Urwaldriesen, den wir zu Vierzehnt gerade so mit ausgestreckten Armen uns an den Fingerspitzen berührend umfassen konnten. Spätestens hier konnten viele von uns irgendwie nachvollziehen, wieso für die Kichwas die Bäume, Pflanzen, Tiere, Sümpfe, Gewässer, der ganze Wald von höheren Lebenwesen bewohnt und beschützt werden. Dies alles verstehen sie unter dem Begriff des Kawsak Sacha, des “Lebenden Waldes”, mit dem ihr eigenes Leben aufs Innigste verwoben ist. Gérard Schoos aus Weiler-la-Tour drückte dies so aus: “Es ist das erste Mal, dass ich Menschen begegnet bin, deren Lebensziel es ist, ihr Umfeld so zu behandeln als sei es ein Heiligtum.“ Ähnlich äußerte sich Patrice Bamberg aus Sanem : „Ich habe selten Menschen erlebt, die sich mit einer solchen Bescheidenheit und Zufriedenheit für ihr Land, ihre Traditionen und den Vorbestand ihres Volkes einsetzen. Sie leben mit der Natur und für die Natur, respektieren und ehren das Land auf dem sie leben.“

© Klima-Bündnis/Stéphanie Zimmer

Vielen dieser Impressionen konnte man bereits auf RTL-TV folgen, denn Dan Hardy und der Kameramann Pedro Venancio haben ganze Arbeit geleistet: RTL-TV berichtete ab Freitag, den 17. März, bis Freitag, den 24. März jeden Abend im « Journal » gegen 19.45 Uhr über die Studienreise (nachzusehen auf : rtl.lu/Télé/emissiounen/de-journal). Auch in der Sendung „Kloertext“ vom 9. April wurde das Thema anhand einer grossen Reportage mit anschliessender Diskussionsrunde aufgegriffen. Auf den Facebook-Seiten von Klimabündnis.lu und ASTM.lu finden sich viele Fotos und Videosequenzen dazu.

Und wer all dies intensiver und persönlicher mitbekommen möchte: Alle Teilnehmer berichten ab Mai in öffentlichen Veranstaltungen in ihrer Gemeinde oder ihrem Umfeld ihre Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Reise: Bildungsprogramm zur Studienreise.

© Klima-Bündnis/Patrice Bamberg

Dort wird auch eine Broschüre vorliegen, in der die Teilnehmer ihre Eindrücke zusammenfassen, gemeinsam mit Eriberto Gualinga aus Sarayaku, der die Kosmovision der Kichwas und was diese für sie in ihrem Alltag bedeutet, erklärt. Hier finden Sie die Brochüre „Der Lebende Wald“ zum Download.

Eriberto Gualinga wird auch im Herbst zu einem Gegenbesuch nach Luxemburg kommen: Gemeinsam mit der Umweltministerin Carole Dieschbourg wird er am Abend des 15.9. der Ehrengast beim OpenAir-Film “Der Gesang der Blume” über das Leben der Kichwas im Regenwald im alten Steinbruch im Härebësch bei Koerich sein. Weitere Infos zum Open-Air-Film finden Sie hier.

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